12. Oktober 2025

Kita Wolperode: rechnen will gelernt sein

Kita Wolperode: Warum richtig rechnen wichtig ist

Am vergangenen Freitag hat der Rat über den Neubau der Kita in Wolperode entschieden. Nach intensiver Diskussion hat sich die Mehrheit aus SPD, Grünen und Teilen der CDU für einen Eigenbau durch die Stadt ausgesprochen.

Ich habe mich – wie bereits im Stadtentwicklungsausschuss – für eine Realisierung in Kooperation mit der Lebenshilfe eingesetzt. Diese Variante war nicht nur pädagogisch und organisatorisch überzeugend, sondern hätte auch aus wirtschaftlicher Sicht deutliche Vorteile gehabt.

Warum die Lebenshilfe-Variante überzeugt hätte

Die Lebenshilfe verfügt über jahrelange Erfahrung im Bau und Betrieb von Kindertagesstätten. Sie arbeitet wirtschaftlich, professionell und nutzerorientiert. Der vorgestellte Entwurf sah eine eingeschossige, kindgerechte und barrierefreie Bauweise vor – funktional, sicher und mit kurzen Wegen für Kinder und Erzieherinnen.

Ein weiterer Vorteil: Das Baurisiko – also Kostensteigerungen, Bauverzögerungen und technische Probleme – wäre nicht bei der Stadt, sondern beim Träger gelegen. Damit hätte sich die Kommune finanziell und organisatorisch entlastet.

Rechnen mit Augenmaß – nicht nur addieren

In der Beschlussvorlage wurden die Kosten beider Varianten lediglich nominal addiert, also ohne Berücksichtigung des Zeitwertes des Geldes. Ein Euro in 25 Jahren wurde genauso behandelt wie ein Euro heute. Das ist fachlich falsch und führt zu verzerrten Ergebnissen.

Künftige Zahlungen müssen auf ihren heutigen Wert umgerechnet werden – so, wie es in der Betriebswirtschaft selbstverständlich ist. Dazu dient die sogenannte Kapitalwertmethode.

Die Kapitalwertmethode – einfach erklärt

Die Kapitalwertmethode betrachtet alle Ein- und Auszahlungen eines Projekts über dessen gesamte Laufzeit und rechnet sie auf den heutigen Tag zurück. Das nennt man „abzinsen".

Ein einfaches Beispiel mit realistischen Annahmen verdeutlicht den Unterschied:

Variante Investition heute Laufzeit Jährliche Zahlungen Nominale Gesamtkosten Kapitalwert (bei 3 % Diskontsatz)
Eigenbau (Stadt) 2.400.000 € 0 Jahre 2.400.000 € 2.400.000 €
Kooperation (Lebenshilfe) 0 € 25 Jahre 140.000 € / Jahr 3.500.000 € ca. 2.450.000 €

Nominal scheint die Lebenshilfe-Variante deutlich teurer (3,5 Mio. € statt 2,4 Mio. €). Aber abgezinst auf den heutigen Tag ergibt sich ein ähnlicher oder sogar geringerer Kapitalwert – und das ohne Bau- oder Kostenrisiko für die Stadt.

Damit zeigt sich: Langfristig kann die Kooperation wirtschaftlicher und risikoärmer sein, obwohl sie auf den ersten Blick teurer wirkt.

Mehr als Zahlen: Qualität und Nachhaltigkeit

Natürlich geht es bei einer Kita nicht nur um Geld. Aber eine nachhaltige Entscheidung muss pädagogische Qualität und wirtschaftliche Vernunft miteinander verbinden. Eine seriöse Wirtschaftlichkeitsberechnung hilft, beides in Einklang zu bringen.

Wenn alle Faktoren – Bau, Betrieb, Instandhaltung, Restwerte und Risiken – realistisch bewertet werden, zeigt sich: Die Lebenshilfe-Variante war die sicherere, wirtschaftlichere und praktikablere Lösung.

Wie es jetzt weitergeht

Der Rat hat anders entschieden. Die Stadt wird die Kita nun in Eigenregie bauen. Ich werde das Projekt konstruktiv begleiten, aber weiterhin auf eine realistische Kostenplanung und transparente Berichterstattung drängen. Dazu gehört auch, bei großen Projekten grundsätzlich zu prüfen, ob eine Kooperation mit privaten oder gemeinnützigen Partnern wirtschaftlicher wäre.

Ein persönliches Fazit

Die Debatte um die Kita Wolperode war nicht vergeblich. Sie hat gezeigt, dass es in der Kommunalpolitik nicht nur um Mehrheiten geht, sondern auch um die Frage, wie Entscheidungen vorbereitet werden.

Wirtschaftlichkeit ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck von Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die diese Projekte finanzieren.

Wenn wir in Zukunft Millionen investieren, sollten wir auch mit Verstand und Methode rechnen – nicht mit einfachen Summen über Jahrzehnte.

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